Kunstkredit Basel-Stadt: Kunst und Bau von Beat Brogle im Neubau Operationstrakt Ost des Universitätsspital Basel

Für den erweiterten, sanierten und modernisierten Operationstrakt Ost im Universitätsspital Basel schrieb der Kunstkredit Basel-Stadt gemeinsam mit dem Hochbauamt im Bau- und Verkehrsdepartement im Jahr 2012 einen Kunst-und-Bau-Wettbewerb aus. Jetzt wurde das Siegerprojekt «Berlin 27022017» von Beat Brogle fertiggestellt.

Beat Brogle: Berlin 27022017

Der Operationstrakt Ost des Universitätsspital Basel wurde in den letzten Jahren saniert und erweitert. In einem offen ausgeschriebenen Kunst-und-Bau-Wettbewerb, der nach einer künstlerischen Intervention oder einem Konzept für die sanierten Bereiche suche, setzte sich der Künstler Beat Brogle mit seinem Vorschlag «Berlin 27022017» durch.

Beat Brogle ist bekannt für Arbeiten in unterschiedlichen Medien wie Rauminstallation, Film, interaktive Installation und Webprojekte. Einen Schwerpunkt seiner schöpferischen Arbeit bildet das Zeichnen. Seit 1995 zeichnet Beat Brogle auf grossen Papieren und macht in feinsten Liniennetzen Verwandlungen sichtbar. Die Arbeit an einer Zeichnung kann bis zu einem Jahr dauern. Die filigranen Gebilde entstehen ohne technische Hilfsmittel und bauen auf zahlreichen Lagen von gegensätzlichen linearen Strukturen auf.

Wie geschafften ist der Entwurf für die gläsernen Trennwände im Durchgangsbereich zwischen den Arbeits- und Besprechungsräumen und dem Korridor der Operationsabteilung. Die transparenten Bildträger bringen die feinen Zeichnungen bestens zu Geltung und emöglichen ein Spiel zwischen Innen und Aussen. Auf diese Weise wird die architektonische Umgebung Teil der Installation. Auf dreissig Metern Länge hat der Künstler vierzig raumhohe Glastrennwände mit unterschiedlichen Kompositionen bespielt. Der konzeptuell zu verstehende Titel «Berlin 27022017» bezieht sich auf Zeit und Ort der Entstehung. Beat Brogle, der zwischen Basel und Berlin pendelt, hat die Vorlagen in Berlin 2017 gezeichnet und in Basel drucken lassen. Aus einem zusammenhängenden Bild bereitete die Druckerei fünf einzelne Folien vor. Jeweils zwei pro Einheit übertrug sie mit Siebdruck auf die Innenseite der Doppelverglasung. Aus Drehung, Verschiebung und Überlagerung der Folien sind vierzig unterschiedliche Motive hervorgegangen. Sie funktionieren autonom oder im Zusammenhang, sind abstrakte Bilder, lassen sich beim Betrachten mit gegenständlichen Assoziationen anreichern. Unterschiedlich stark gestaltete Bereiche erlauben oder verwehren den Durchblick. Das Auge zoomt zwischen verdichteten Bereichen und leeren Zonen hin und her. Das visuelle Erleben gleicht einer „Achterbahnfahrt“ und der damit verbundene dynamische Perspektivenwechsel bringt eine filmische Seherfahrung mit sich.

Im ortsspezifischen Zusammenhang des Klinikums lassen sich Beat Brogles Bilder als künstlerische Organismen, bestehend aus sich durchdringenden biologischen Strukturen und Geweben lesen. Der Ausdruck von Vitalität und Bewegung ist ihnen eigen und wird zum Motiv der Betrachtung. Im Durchgangsbereich von Krankheit, Operation und Genesung mutieren die Glaswände zu einer Membran, die Lebendiges hervorbringt.

Beat Brogle (*1964 in Basel, lebt und arbeitet in Berlin, Bremen und Basel) studierte 1982–88 an der Schule für Gestaltung in Basel. Er arbeitet mit unterschiedlichen Medien, wie Zeichnungen, Rauminstallation, Film/Video, interaktive Installationen und Webprojekte. Er erhielt 2004 einen Werkbeitrag des Kunstkredit Basel-Stadt und 2005 einen Werkbeitrag des Aargauer Kuratoriums. Für das vom Kunstkredit geförderte Webprojekt «onewordmovie» erhielt er 2005 den The «netarts.org 2005» Grand Prize des Machinda City Museum of Grafic Arts, Tokio. Seine Werke sind in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen. Seit 2015 ist er Professor für bewegtes Bild an der Hochschule für Künste Bremen. www.onewordmovie.ch

Das Werk befindet sich im Operationstrakt des Klinikum 1, der nicht öffentlich zugänglich ist. Am Tag der offenen Tür am Samstag, 2. Dezember 2017, 12 bis 17 Uhr, gewährt das Universitätsspital Basel einen Einblick in das neue Gebäude.

nach oben