Hannah Weinbergers Kanon «DINGDANGDINGDONG» läutet im Schulhaus Lysbüchel die Pause ein

Kunst und Bau

Im Herbst 2020 brachten die ersten Primarschülerinnen und Primarschüler Leben ins neue Schulhaus Lysbüchel. Für das Treppenhaus schrieb der Kunstkredit Basel-Stadt in Zusammenarbeit mit dem Bau- und Verkehrsdepartement 2019 einen Kunst-und-Bau-Wettbewerb unter fünf eingeladenen Künstlerinnen und Künstlern aus. Die Jury empfahl die Soundarbeit von Hannah Weinberger zur Ausführung: Der Kanon «DINGDANGDINGDONG» macht aus dem Pausenzeichen ein Musikstück in unendlich vielen Variationen. Hannah Weinbergers Arbeit wird heute um 17 Uhr im Beisein der Künstlerin öffentlich eingeweiht.

Hannah Weinbergers Kanon «DINGDANGDINGDONG» ist auf das Gebäude zugeschrieben. Die Lautsprecher in den acht Stockwerken spielen jeweils zur Pause einen Satz mit meist acht Instrumenten, die in verschiedenen Tonlagen nach dem Zufallsprinzip wiedergegeben werden. Der Kanon wird im Treppenhaus zu hören sein, einem Durchgangsort, der von allen genutzt wird, um zu den Klassenzimmern oder zum Pausenhof auf dem Dach zu gelangen. Ein Algorithmus kombiniert das Tempo der Tonfolgen sowie deren Länge und Kombination. Daraus ergeben sich unendlich viele Variationsmöglichkeiten. Weinberger hat sich im Dialog mit der Schule für Instrumente wie Geige, Saxofon, Triangel und Xylofon entschieden, um das Handwerkliche zu betonen. Es sind Instrumente, die ihren Platz im Musikunterricht haben, aber auch darüber hinausweisen. «DINGDANGDINGDONG» ist im Idealfall eine spielerische Hinführung zur musischen Erziehung, so niederschwellig und grundlegend wie eine Tonleiter. Und ganz nebenbei wird aus dem Pausenzeichen ein Musikstück.

«Als Künstlerin habe ich hier eine andere Verantwortung als bei einer Ausstellung», sagt Hannah Weinberger. «Ich wollte einen harmonischen Kanon haben, der nicht trivial ist, sondern Impulse setzt. Ich glaube, so eine Stimmung ist essenziell für eine Schule. Sie könnte auch den Musikunterricht stärken, den ich bei Kindern in diesem Alter für sehr wichtig halte.»

Zu einem Klang gewordene Schulgemeinschaft

Hannah Weinbergers Arbeiten schaffen Räume. Die Motive ihrer Videoarbeiten sind oft zugleich banal und sehr ästhetisch. Der Schnitt oder auch der Algorithmus, der eine gewisse Abfolge und Kombination der Bilder und Töne generiert, macht die Dauer zu einem Ereignis und zu einem Erinnerungsraum.

«DINGDANGDINGDONG» greift präzise auf, was Schule sein kann. Der mehrstimmige Kanon mit seinen repetitiven Elementen und Variationen ist die Klang gewordene Schulgemeinschaft. Alle haben hier eine eigene Stimme und tragen mit ihr zum Ganzen bei. Und so begleitet der Kanon jedes Kind im Treppenhaus während seiner Primarschuljahre als Komposition, aber auch als Erinnerung an frühere Klassen und als Vorahnung für kommende. Ein Moment von einer gewissen Länge, der immer anders ist. Was liesse sich Besseres über Schule sagen?

Hinweise:

Informationen zur Künstlerin

Hannah Weinberger (*1988) lebt und arbeitet in Basel. Die Sound- und Videokünstlerin hat zuletzt mit Einzelausstellungen im Quartier Général (QG) in La Chaux-de-Fonds (2020), im Centre d'Art Contemporain in Genf (2019) und in der Villa Merkel in Esslingen (2018) auf sich aufmerksam gemacht. Seit 2016 ist Hannah Weinberger Dozentin am Institut Kunst der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel.

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