Provenienzforschung: Die kantonalen Museen durchleuchten aktiv und gezielt ihre Sammlungen

Der Regierungsrat von Basel-Stadt hat mehrere Entscheide zur Aufarbeitung der Herkunft von Kulturgütern in Basler Museen gefällt

Der Regierungsrat von Basel-Stadt hat drei wegweisende Entscheide zu Provenienzen von Kulturgütern in den Beständen vom Kunstmuseum Basel, vom Naturhistorischen Museum Basel und vom Historischen Museum Basel gefällt. Ebenso wegweisend ist die neue Strategie des Antikenmuseums Basel, das seine Sammlung in zeitgemässer Weise auf ihre Herkunft beforschen will. Das Museum der Kulturen Basel macht mit wichtigen Projekten deutlich, wie den Herausforderungen der Provenienzforschung im kolonialen Kontext begegnet werden kann. Um in Zukunft noch aktiver und noch systematischer an diese zentrale Aufgabe der Museumsarbeit herangehen zu können, hat der Regierungsrat ab dem Jahr 2023 250'000 Franken für Provenienzforschung eingeplant.

Die Erforschung der Herkunft von Objekten oder Sammlungsbeständen ist in den fünf kantonalen Museen Basels ein unverzichtbarer Bestandteil der Museumsarbeit. Im Fokus stehen ein dialogisches Vorgehen auf der Suche nach fairen Lösungen, wobei auch die Interessen des Kantons gewahrt werden müssen. Die Provenienzforschung soll an den Basler Museen künftig noch aktiver und systematischer vorangetrieben werden. Sie ist oft mit komplexen Fragestellungen und aufwändigen, äusserst zeitintensiven Recherchen verknüpft. Um diese zentrale Aufgabe der Museumsarbeit bewerkstelligen zu können, hat der Regierungsrat ab Budget 2023 des Kantons 250'000 Franken für Provenienzforschung eingeplant. «Die Regierung unterstützt das kulturpolitisch wichtige Engagement der Museen, aktiv und systematisch Provenienzforschung zu betreiben. Auch wenn jeder Fall einzeln beurteilt werden muss – es geht darum, Schritt für Schritt Klarheit über die Herkunft unserer Sammlungen zu gewinnen und die Forschungsergebnisse transparent zu kommunizieren», erklärt Regierungspräsident Beat Jans. 

Der Regierungsrat von Basel-Stadt hat in den letzten Tagen drei wegweisende Entscheide getroffen, bei denen die Aufarbeitung der Herkunftsgeschichte von Kulturgütern in den kantonalen Sammlungen im Zentrum steht: 

  • Die proaktive Provenienzforschung bringt erste Resultate: Das Kunstmuseum Basel deckte die NS-verfolgungsbedingte Herkunftsgeschichte einer spätmittelalterlichen Apokalypse-Darstellung in der Sammlung auf. Aus eigenem Antrieb arbeitete es die Herkunftsgeschichte dieser Schenkung auf. Dabei wurde klar, dass der seltene Druck im Zuge des NS-Regimes der Josefine und Eduard von Portheim-Stiftung in Heidelberg zwangsweise entzogen und danach verkauft wurde. Das Kunstmuseum und die von Portheim-Stiftung einigten sich auf eine «gerechte und faire Lösung» im Sinne der Washingtoner Erklärung: Das Werk wird restituiert, bleibt aber – auf Vorschlag der Stiftung – als Dauerleihgabe im Kunstmuseum. 

Medienmitteilung: «Kunstmuseum Basel gibt nach Aufarbeitung der Herkunftsgeschichte ein Werk zurück»  

  • Der Regierungsrat von Basel-Stadt stimmt zu, dass zwölf Schädel und eine Haarprobe von Aborigines aus der Sammlung des Naturhistorischen Museums Basel in ihre Heimat zurückgeführt werden. Er kommt damit einem Gesuch Australiens nach. Die australische Regierung wertet die Rückführung als wichtiges Versöhnungszeichen an die indigene Bevölkerung. 

Medienmitteilung: «Aus Schädeln werden Ahnen»

  • Die Dr. h.c. Emile Dreyfus-Stiftung schenkt dem Historischen Museum Basel einen kulturhistorisch wichtigen Bestand an Möbeln, Keramiken, Gemälden und Teppichen. Viele davon sind im Haus zum Kirschgarten bereits dauerhaft ausgestellt und repräsentieren die bürgerliche Wohnkultur vergangener Jahrhunderte. Der Regierungsrat von Basel-Stadt gibt grünes Licht für die Annahme der Schenkung. Er beauftragt das Museum zugleich, dass dieses die Herkunft von 35 Objekten, die der Stifter zwischen 1933 und 1945 angekauft hat, genauer erforscht. 

Medienmitteilung: «Das Historische Museum Basel erhält wertvolle Schenkung an Möbeln, Teppichen und Keramiken»

Auch in den beiden anderen kantonalen Museen laufen hochaktuelle Projekte rund um die Provenienzforschung: 

  • Das Antikenmuseum Basel hat seine Strategie zur Provenienzforschung in proaktiver und transparenter Weise neu definiert. In einer mehrmonatigen Zusammenarbeit zwischen Direktion, Museumskommission und Präsidialdepartement wurden die bereits seit 2013 gültigen, internen Richtlinien in einem umfassenden und wegweisenden Dokument neu formuliert. 

Medienmitteilung: «Antikenmuseum Basel stellt Strategie zur Provenienzforschung vor»

  • Im Museum der Kulturen Basel gab es 2021 und 2022 zwei gewichtige Provenienzforschungsprojekte: Die Teilnahme an der «Benin-Initiative Schweiz» sowie das Projekt «Who is who» in der Sammlung des Museums. Zu beiden Projekten liegen bereits erste Ergebnisse vor. 

Medienmitteilung: «Wichtige Provenienz-Projekte zwischen Grundlagenforschung und Vernetzung»
 

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