Basel-Stadt stärkt die Alternativkultur

Umsetzung «Trinkgeld-Initiative»: neues Förderinstrument

Erstmals hat die Abteilung Kultur Basel-Stadt Programmbeiträge an selbstorganisierte Projekträume, Plattformen und Dienstleistungsangebote der Alternativkultur ausgeschrieben. Diese neue Förderung steht allen Sparten offen und ist ein Element in der Umsetzung der «Trinkgeld-Initiative». Aus 23 Gesuchen hat die Jury zehn bewilligt. Insgesamt vergibt sie eine Fördersumme von 592’500 Franken.

Die Abteilung Kultur fördert erstmals nicht-kommerzielle Ausstellungs- und Projekträume mit Programmbeiträgen für mehrere Monate. Auch Plattformen, die szenenah und günstig Dienstleistungen für die Alternativkultur erbringen, dazu gehören etwa Beratungen, können Gesuche einreichen. Der Grosse Rat hat für diese neue Förderinitiative für die Jahre 2024 bis 2026 einen Kredit von rund 1.7 Millionen Franken gesprochen. Die Ausschreibung erfolgt jährlich. 

Mit diesem neuen Förderinstrument, das die Alternativkultur sichtbarer machen will, schliesst die Abteilung Kultur eine wichtige Lücke: Die Selbstinitiative und das kollektive Arbeiten der regionalen Alternativkultur werden gestärkt. Das Angebot an kostengünstigen und szenenahen Dienstleistungen für die Alternativkultur wird erweitert. Dieses neue Förderinstrument bildet ein zentrales Instrument in der Umsetzung der «Trinkgeld-Initiative». Diese fordert, dass jährlich mindestens fünf Prozent des ordentlichen Kulturbudgets des Kantons – sinnbildlich: das Trinkgeld – in die Basler Jugend- und Alternativkultur fliessen. 

Auf eine erste Ausschreibung im vergangenen August sind 23 formal gültige Gesuche eingegangen. Davon hat eine unabhängige Jury zehn Projekte zur Förderung empfohlen. Ein Gesuch wurde nachträglich zurückgezogen. Insgesamt vergibt die Abteilung Kultur somit eine Fördersumme von 592’500 Franken an neun Projekte.

Unterstützte Programme und Dienstleistungsangebote

Beiträge mit Laufzeit von 30 Monaten:

  • CHF 90'000 für «KASKO(((°‿ °)))»
    Mit dem Kasko betreibt der Verein «Kaskadenkondensator» im Werkraum Warteck einen selbstorganisierten Projektraum für aktuelle Kunst, Performance und Vermittlung. Es funktioniert als flexible Struktur, in der Kunstschaffende und Kunstsachverständige gemeinsam an der Schnittstelle von Kunst und Vermittlung arbeiten. Das Programm umfasst mindestens drei öffentlichkeitswirksame Projekte pro Jahr.
  • CHF 90'000 für «Raum Theater BAU3»
    Der Verein «Theater BAU3» führt auf dem Gundeldinger Feld eine vielseitige und selbstorganisierte Plattform für Theater- und Tanzprojekte. Neben einem Probe- und Aufführungsraum bietet er Büro- und Lagerräumlichkeiten an, die von der freien Szene genutzt werden können. Durch die Kooperation und gemeinsame Nutzung von Ressourcen fördert die Plattform die Vernetzung der freien Kulturszene.
  • CHF 90'000 für «Balimage-Plattform Dienstleistungen»
    Der Verein «Balimage» macht das Basler Filmschaffen sichtbar, bietet der Szene Dienstleistungen wie Beratungen und Weiterbildungen an, führt eine Datenbank für Filmprofis aus der Region und veranstaltet regelmässig den Basler Filmtreff. Der Verein richtet zu diesem Zweck eine professionelle Geschäftsstelle ein.
  • CHF 87'500 für «Station Circus»
    Als Veranstaltungs- und Arbeitsort für zeitgenössischen Zirkus bietet der Verein «Station Circus» mit seinem Jahresprogramm dem aktuellen Zirkusschaffen der Region Auftrittsmöglichkeiten an und dient zugleich als Trainings- und Residenzort für Artistinnen und Artisten. Das Programm umfasst mindestens drei öffentlichkeitswirksame Projekte pro Jahr. Station Zirkus befindet sich nahe der Tramhaltestelle «Dreispitz».   

Beiträge mit Laufzeit von 18 Monaten:

  • CHF 60'000 für «WURM Saison 2024/2025»
    Das Programm von Wurm umfasst Konzerte im Bereich der experimentellen Musik, Klangkunst sowie der Improvisation und vernetzt die regionale und internationale Experimentalmusik-Szene. Das Programm im Veranstaltungsraum auf dem Areal Wolf umfasst mindestens drei öffentlichkeitswirksame Projekte pro Jahr und wird vom Verein «Rumort» getragen. 
  • CHF 50'000 für «Programm For (Magazinreihe und Ausstellungsraum)»
    Der Verein «For» stellt etablierte Positionen und Nachwuchskunstschaffende aus. Die jährlich mindestens drei Ausstellungen werden von einem kulturwissenschaftlichen Magazin begleitet. Der Ausstellungsraum befindet sich im Kleinbasler Teichgässlein.
  • CHF 50'000 für «DOCK Future Archive 2024-2026»
    Das Dock ist zugleich Plattform wie Veranstaltungsort und vermittelt Kunst aus der Region Basel. Es agiert als Informationsplattform und lädt Interessierte dazu ein, sich im Archiv und bei Ausstellungen über das aktuelle Kunstschaffen in der Region zu informieren. Das Programm im Projektraum an der Klybeckstrasse umfasst mindestens drei öffentlichkeitswirksame Projekte pro Jahr. Trägerschaft ist der Verein «Dokumentationsstelle Kunst der Region Basel».
  • CHF 50'000 für «Amore 2024/2025
    Der Verein «Amore» betreibt eine unabhängige Plattform für Ausstellungen, Veranstaltungen und Projekte, die von Künstlerinnen und Künstlern geleitet wird. Amore an der Horburgstrasse bietet als Forum für den Diskurs zu Kunst und Gesellschaft ein Programm von mindestens drei öffentlichkeitswirksamen Ausstellung pro Jahr an. 
  • CHF 25'000 für «∑ SUMME - Plattform der freien Basler Kunsträume und kuratorischen Initiativen»
    Der Verein «Σ SUMME» vernetzt seit 2015 selbstorganisierte Kunsträume und nomadische Initiativen und Projekte in Basel und im Dreiland, um Synergien zu nutzen und um die öffentliche Sichtbarkeit der unabhängigen Kunstszene zu stärken.

Darüber hinaus wurden dem Verein «produktionsDOCK» 45'000 Franken für eine Laufzeit von 18 Monaten für Dienstleistungen in der Nachwuchsförderung zur Produktionsleitung sowie für ein Beratungsangebot und einen Materialpool für die freie Tanz- und Theaterszene zugesprochen. Nachdem der Verein die Förderzusage erhalten hatte, entschied er sich, sein Gesuch zurückzuziehen und auf den Beitrag zu verzichten.

Unabhängige Jury

Das Präsidialdepartement hat zur Beurteilung der Gesuche eine interdisziplinäre Jury eingesetzt: Jasmin Albash, Sängerin, Musikerin, Produzentin und Regiomanagerin Helvetiarockt, Basel; Chri Frautschi, Kurator für zeitgenössische Kunst, Biel; Caroline Froelich, freie Produktionsleiterin bei Moin Moin Productions, Zürich; Ralph Tharayil, freischaffender Texter und Performancekünstler, Berlin und Basel; Ruth Widmer, freischaffende Theaterpädagogin und Moderatorin, Basel; Simon Koenig, Vertreter Präsidialdepartement (Vorsitz, ohne Stimmrecht).

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